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Krankentaggeld & Krankentaggeldversicherung in der Schweiz

Bei Arbeitsunfähigkeit erhalten Sie Krankentaggeld, sofern Sie bezugsberechtigt sind. Comparis erklärt Ihnen, was Sie zur Krankentaggeldversicherung wissen müssen.

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Elena Wetli

12.07.2022

Ein Mann sitzt mit einer Decke auf der Couch und putzt sich die Nase.

iStock / Hiraman

1.Was ist eine Krankentaggeldversicherung?
2.Wer braucht eine Krankentaggeldversicherung?
3.Krankentagegeldversicherung für Selbstständige und Hausfrauen
4.Wer bietet eine Krankentaggeldversicherung an?
5.Was kostet eine Taggeldversicherung?

1. Was ist eine Krankentaggeldversicherung?

Nach der Probezeit (max. 3 Monate) sowie mit Ausnahme von kurzen Aushilfsarbeitsverhältnissen besteht für Arbeitgeber eine Lohnfortzahlungspflicht bei Krankheit. Er kann Ihnen dabei auf freiwilliger Basis einen mindestens gleichwertigen Schutz als Ersatz für die gesetzliche Lohnfortzahlung nach Obligationenrecht bieten.

Die gesetzliche Lohnfortzahlungspflicht ist von Arbeitsort und Dienstalter abhängig. Im Extremfall hört er bereits nach drei Wochen auf. Zur Anwendung kommt dabei die so genannte Basler, Berner oder Zürcher Lohnskala.

Die Kollektiv-Krankentaggeldversicherung ersetzt demgegenüber den Lohnausfall durch Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit oder Schwangerschaft für maximal zwei Jahre seit Beginn der Arbeitsunfähigkeit. Üblich ist eine 80-prozentige Lohnfortzahlung während 720 Tagen innerhalb von 900 aufeinanderfolgenden Tagen. Dabei übernimmt der Arbeitgeber mindestens die Hälfte der Prämie. Die Kehrseite: Die gesetzliche Lohnfortzahlungspflicht setzt ab dem ersten Krankheitstag ein und beträgt 100 Prozent. Beim Krankentaggeld ist eine Karenzfrist von bis zu drei Tagen möglich. Das heisst: Für diese Tag erhalten Sie keinen Lohn, ausser Ihr Arbeitgeber zahlt ihn freiwillig.

2. Wer braucht eine Krankentaggeldversicherung?

Erwerbstätigen ohne Kollektivversicherung und selbständig Erwerbenden inklusive Hausleuten droht im Krankheitsfall ein Finanzloch. Sie können den drohenden kurzfristigen Lohnausfall selber mit einer freiwilligen Einzel-Krankentaggeldversicherung versichern.

Wichtig, falls Ihr Arbeitgeber eine Kollektiv-Taggeldversicherung hat: Nach Beendigung Ihres Arbeitsverhältnisses können Sie (falls im Vertrag nicht anders festgehalten) innert 30 Tagen ohne Gesundheitsprüfung in die Einzel-Taggeldversicherung wechseln. Diese ist zwar teurer, kann sich aber trotzdem lohnen. Das ist etwa der Fall, wenn Sie keine neue Stelle haben oder Ihr neuer Arbeitgeber keine Kollektivversicherung hat.

Für Hausleute gibt es spezielle Haushalt-Taggeldversicherungen. Aber Achtung: Diverse Produkte haben eine Leistungsdauer von nur einem Jahr. Das ist zwar günstig. Aber im Invaliditätsfall dauern die Abklärungen der Sozialversicherung bis zum Beginn der Berentung nach zwei Jahren (720 Tage) oft deutlich länger. So kann eine Finanzierungslücke entstehen.

Die Einzeltaggeldversicherung ist nicht zu verwechseln mit der Erwerbsausfallversicherung. Diese ergänzt im Invaliditätsfall langfristig die Rentenleistungen aus der 1. und 2. Säule.

3. Krankentagegeldversicherung für Selbstständige und Hausfrauen

Angestellte erhalten bei einer Arbeitsunfähigkeit nach Unfall gemäss Unfallversicherungsgesetz automatisch ein Unfalltaggeld. Auch wenn Ihr Arbeitgeber keine Krankentaggeldversicherung abgeschlossen hat, erhalten Sie also ab dem dritten Tag der Arbeitsunfähigkeit bis zur Genesung oder dem Einsetzen einer Rente nach einem Unfall 80 Prozent Ihres Lohnes. Sie müssen also bei Ihrer Einzel-Taggeldversicherung das Unfallrisiko nicht miteinschliessen.

Bei Selbständigerwerbenden und auch bei Hausleuten ist das anders. Sie müssen darauf achten, dass ihre Taggeldversicherung sowohl bei Krankheit wie auch bei Unfall zahlt. Sie können dabei eine Taggeldversicherung nach Versicherungsvertragsgesetz (VVG) oder eine nach Krankenversicherungsgesetz (KVG) wählen. Letztere verliert allerdings an Bedeutung (vgl. unten). Alternativ gibt es für bestimmte Berufsgruppen Kollektiv-Versicherungslösungen.

Im Gegensatz zu Angestellten mit festem Lohn können Selbständigerwerbende wegen ihres schwankenden Einkommens zudem ein Problem mit dem Lohnnachweis haben. Das gilt ebenso für die Start-up-Phase, wo sich viele Jungunternehmerinnen und -unternehmer nur einen symbolischen Lohn auszahlen. Hausleute wiederum haben keinen faktischen Verdienstausfall. Darum sollten Sie in diesen Fällen eine Summenversicherung abschliessen. Das heisst: Sie versichern eine im Vorfeld fix definierte Summe und keinen Monatslohn. Diese muss Ihnen die Versicherung im Schadenfall auszahlen.

Sparen können Sie in jedem Fall mit einer Verlängerung der Wartefrist (auch z.B. 60 oder 90 Tage). Je länger Sie auf die Auszahlung warten, desto tiefer wird die Prämie.

4. Wer bietet eine Krankentaggeldversicherung an?

Sowohl Krankenkassen als auch private Versicherungsgesellschaften bieten Krankentaggeldversicherungen für Unternehmen undEinzelpersonen an. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Varianten: einerseits die Taggeldversicherung nach Versicherungsvertragsgesetz (VVG) und andererseits über das Krankenversicherungsgesetz (KVG).

Krankentaggeld nach VVG

Die Krankentaggeldversicherung gemäss dem Bundesgesetz über den Versicherungsvertrag (VVG) ist heute in der Schweiz üblich für Firmen wie auch für Einzelpersonen. Die Anbieter können dabei die Aufnahme von Interessenten ablehnen (Vertragsfreiheit). Zudem können sie die Prämien abhängig von Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand sowie weiteren Kriterien gestalten.

Als Frau sollten Sie bei der Produktwahl unbedingt beachten: Die Arbeitsunfähigkeit wegen Schwangerschaft und Niederkunft ist bei verschiedenen Anbietern nur gegen eine zusätzliche Prämie versicherbar.

Krankentaggeld nach KVG

Auch die Taggeldversicherung nach Krankenversicherungsgesetz (KVG) bietet Kollektiv- und Einzelversicherungen. Sie ist verpflichtet, alle Interessierten aufzunehmen. Beitrittswillige müssen von der Krankenkasse in die Taggeldversicherung nach KVG aufgenommen werden. Für die Aufnahme in die Versicherung muss jedoch ein Gesundheitsfragebogen ausgefüllt werden. Der Anbieter darf Vorbehalte für bestehende Krankheiten für längstens fünf Jahre anbringen.

Weitere Merkmale der Krankentaggeldversicherung nach KVG: Männer und Frauen bezahlen die gleichen Prämien. Die Arbeitsunfähigkeit infolge Mutterschaft ist bei rechtzeitigem Abschluss (mindestens 270 Tage vor der Geburt) gedeckt.

Die Taggeldversicherung nach KVG hat allerdings massiv an Bedeutung verloren. Die Anbieter schliessen im Besonderen neue Kollektivverträge nicht mehr nach KVG ab oder stellen bestehende Verträge um.

Bei den Einzelversicherungen sind die Obergrenzen für Taggelder heute oft so niedrig angesetzt (10 bis 30 Franken), dass sie nicht mehr als Lohnersatz taugen.

5. Was kostet eine Taggeldversicherung?

Die Prämien von Krankentaggeldversicherungen bemessen sich nach versicherter Lohn- bzw. Schadensumme sowie der Branche, Wohnsitz, Risiken, Alter und Geschlecht sowie Wartefrist. Die Kosten können von wenigen zehn bis mehreren hundert Franken monatlich reichen.

Dieser Artikel wurde erstmals produziert am 12.07.2022

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